Es bleibt kalt in Deutschland. Auch nach dem Winter.

Es ist kalt in Deutschland in diesen Tagen. Heiß sind nur die Schlagzeilen über Wulff und Sonstige, die keinen mehr so recht erwärmen. Was kaum noch eine Rolle spielt: die Kältewelle im Wetter wird gehen, die soziale Kälte kriecht immer weiter.

In Deutschland und Europa sterben Menschen an der Kälte. Alle warten sie auf den Frühlung. Dabei ist eines klar: es wird kalt bleiben in Deutschland, auch nach diesem Winter und dieser Kältewelle. Das aber ist kein Thema, davon bekommt kaum noch jemand in der Politik kalte Füße. Soziale Kälte und jene, die täglich damit kämpfen auf dünnem Eis, sie haben keine Lobby.  Berichte von unterkühlten Eurogipfeln und präsidiale Wulffereien dominieren die Debatten.

Einstweilen formiert sich längst die nächste Eiszeit und schickt seine kleinen kalten Schauer voraus. Wie den bei BMW, der aber mal eben nur eine kurze Mitteilung wert war. Dort ist schon jetzt ein ganzes Drittel der Belegschaft aus Zeitarbeiter-/innen rekrutiert. Der Betriebsrat läuft gegen eine erneute Erweiterung Sturm und wird nun vom Vorstand verklagt. BMW indes wird gleichzeitig über Rekordumsätze und eine Gewinnmarche wie noch nie seinen Aktionären berichten. Für die ist das Eis dick genug.

Immer mehr Menschen leben auf immer dünnerem Eis und alle wissen es. Von Altersarmut wird schon jetzt jeder Achte in Rente gehende betroffen sein. Tendenz steigend, denn das Rentenniveau wird in den nächsten zwanzig Jahren um weitere 10% sinken. Und als wär das nicht schon genug, auf dem derzeit hochgelobten Eisberg Arbeitsmarkt häufen sich die prekären Arbeitsverhältnisse. Inzwischen gibt es nahezu 8 Millionen Minijober und 3,5 Millionen leben mit befristeten Arbeitsverhältnissen, stellt eine Studie des WISA Instituts bei der Hans-Böckler-Stiftung fest.
Und, seit Rot-Grün mit der Deregulierung bei der Leiharbeit das Eis für die Wirtschaft brechen wollte, hat sich die Anzahl der Leiharbeiter auf fast eine Million verdreifacht.

Dreimal mehr Menschen als noch vor zehn Jahren brauchen trotz Job staatliche Zuschüsse. 50 Milliarden im Jahr. Dreimal mehr Menschen als noch vor zehn Jahren besorgen für sich und ihre Kinder inzwischen bei den ständig wachsenden Tafeln etwas zu essen. Es wird kälter in Deutschland.

Die daran arbeiten müssten haben indes andere Interessen. In Eiszeiten ist sich offenbar jeder selbst der Nächste und sieht zu wie er in seinen warmen Puschen bleibt. Die Eismeisterin Merkel tummelt sich auf den Schauplätzen der Welt und krümelt nah innen mit Gesetzen wie dem zur Regelung von Lohnuntergrenzen Tausalz auf die frostigen Seelen und siehe, sie bleibt beliebt wie eh und je. Auch dass ihrem Koalitionspartner das Eis unter den Füßen einbrach und schon an der Oberlippe steht macht ihr nichts aus.
Und die SPD? Sich ihrer Themen von der Eismeisterin beraubt zieht sie ihre Runden und weiß nicht recht, was zu tun ist.

Während wir in diesem Winter auch die Klimaerwärmung fast vergessen haben blicken wir in einen Gletscherschlund und spüren den kalten Hauch sozialer Kälte. Was zu tun ist und wer es tun soll ist unklar. Das ist die eigentliche Klimakatastrophe.

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