Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Von Klüften und Brücken.

Das Blog am Sonntag. Was einem nicht immer bewusst ist, in manchen Zeiten jedoch plötzlich klar wird: Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Im Großen wie im Kleinen. 

Jawohl, ich habe mein Profilfoto auf facebook geändert. „Atomkraft? Nein Danke!“ war zuvor als Button neben dem Porträt zu sehen. Grundsätzlich gilt das auch noch. Nur, je mehr Informationen du hast umso klarer werden die Bilder.

Die Bilder von Wunsch und Wirklichkeit. So schnell wie manche sich das wünschen wird es auch dann nicht gehen, nachdem die sieben „Moratoriummeiler“ keine größeren Versorgungslücken rissen. Was viele wünschen, den schnellen Ausstieg am besten sofort wird von noch mehr bejaht. So aus dem Bauch. Was viele zeitgleich fordern, nämlich das gleichzeitige Zuschalten von Gas- und Kohlekraftwerken wird von noch mehr verneint. Also eher Kluft als Brücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit?

Kraftwerke und ihre Laufzeiten

Was die Bundesregierung ins Energiekonzept schrieb und Verbände wie Lobbyisten der Erneuerbaren noch nicht weit genug geht ist so einfach denn auch nicht. Bis 2020, so das Energiekonzept, sollen Windparks auf See 10.000 Megawatt Strom erzeugen. Ein weitreichender Wunsch. Und wie sieht die Wirklichkeit aus?

Eine ziemlich einfache Rechnung im IG BCE Kompaktmagazin hat mich nachdenklich gemacht:

„Bislang gibt es aber nur ein einziges Testfeld mit zwölf Anlagen zu je fünf Megawatt Leistung. Um die beabsichtigten 10 000 Megawatt schnell zu erreichen, müssten nun jedes Jahr 200 solcher Anlagen in Betrieb gehen. Doch dafür reichen bislang weder die Fertigungskapazitäten noch die vorhandenen Fachkräfte aus. Und dann fehlt es auch noch an den Leitungen, um den Windstrom aus dem Norden zu den Verbrauchern im Süden zu bringen.“

Nachdenklich gemacht deshalb, weil mir nicht bekannt ist, dass es auch nur annähernd eine Idee gäbe, mit welchem Investitionsprogramm und schon gar nicht in welchem Umfang diese gigantische Aufgabe zu lösen wäre. Und 2020, das ist ja nun wahrlich keine riesen Entfernung.

Da kommen uns Worte wie „Brückentechnologie“ entgegen. Das kommt uns so leicht von den Lippen. Zumindest, wenn es um den Ausstieg aus der Atomenergie geht. Zugleich aber wird gegen Gas und Kohle gewettert, obwohl die Kohle als stabilsierendes Moment (derzeit mit über 40% beteiligt) eine wichtige Rolle spielt.
Brückentechnolgie, das ist es! Doch, schwerer von den Lippen kommt es uns, wenn wir einmal den Blick durch die regionale Brille nehmen und uns verdeutlichen, was es denn bedeutet. Dann nämlich ist zwar die Wirklichkeit noch die dieselbe – wir brauchen Strom – nur die Wünsche, wie wir dahin kommen sind ganz andere.

Wird wohl noch eine Weile so aussehen.

Was wir sehen: heftigste Widerstände gegen Versuchsanlagen zur CO2 Verpressung, Proteste gegen Überlandleitungen in Thüringen, Mobilmachung gegen Kohlekraftwerke im Norden wie im Süden, Bürgerinitiativen gegen Biogasanlagen, Demonstrationen und Proteste gegen Sonnenenrgieanlagen und Windkraftanlagen sind als Elektrosmogerzeuger und Nachtruhediebe auch nicht unumstritten. Gänzlich auf Granit beißt gar, wer von Tagebauneuaufschlüssen spricht.

Das weckt den Wutbürger in uns. Was uns betrifft. Im Großen wie im Kleinen.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen manchmal tiefe Klüfte. Und selbst dort, wo du die Brücken schon konstruiert hast brauchst du noch erstens die, die sie bauen können und zweitens diejenigen, die darüber gehen. Letztere mindestens sind wir alle, nicht nur die da oben.

2 Gedanken zu „Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Von Klüften und Brücken.

  1. Klasse Beitrag – Wunsch und Wirklichkeit liegen wirklich oft weit entfernt. Leider haben wir es mit einer religiösen Vergötterung der Wind- und Sonnenenergie zu tun und lassen unsere bunte Kulturlandschaft durch subventionierte monotone Raps und Maisfelder verschandeln deren Erträge in Biogasanlagen und Dieselmotoren verbrannt werden. Aber es ist ja das Kennzeichen einer Religion das der Glaube und nicht das Wissen das Primat hat. Bissig ausgedrückt handelt es sich um die Ausbreitung einer ökofaschistischen Pseudoreligion mit dem Heilsversprechen einer Klimarettung obwohl vom 10. – 14. Jh. eine um 2,6 Grad höhere Temperatur der Menschheit nicht geschadet hat und die CO2-Konzentration unbeeinflußt durch den Menschen war.

    • Hallo Dr. Röhler,
      nun gut, mit den Religionsdefinitionen gehe ich nicht so ganz mit.
      Mit dem Beitrag will ich lediglich darauf hinweisen, dass eine Versachlichung der Debatte nötig ist. Bei allen! Bei allen heißt, bei den diese-oder-jene-Energieform-Lobbyisten wie den Wutbürgerinnen und Wutbürgern.
      Also, ich bin sicher unverdächtig, ein Freund der Atomenergie zu sein. Es schaudert mich dennoch, wenn drei Tage später milliardenschwere 6-Punkteprogramme aus dem Ärmel geschüttelt oder mal eben über Nacht Deutschlandpläne entworfen werden. Statt wenigstens in dieser möglicherweise existenziellen Frage besonnen und ideologiefrei eine breite auf Konsens angelegte Debatte anzustreben wird wieder nur reagiert. Schnell und mit noch immer blickdichten Scheuklappen. Mir schwant das nächste Desaster.

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